Waters 2040: Experten diskutieren nachhaltige Wasserwirtschaft im Donauraum

Am Dienstag, den 9. April, versammelten sich im BOKU-Wasserbaulabor internationale Expertinnen und Verantwortliche aus 21 Nationen, um beim Waters 2040 Participation Day Austria die drängenden Probleme der Wasserbewirtschaftung im Donaueinzugsgebiet aufgrund des Klimawandels zu erörtern.*

Mit fortschreitendem Klimawandel werden Dürren und Hochwässer vermehrt und sogar gleichzeitig im Donauraum auftreten. Das birgt Gefahren für neue Konflikte um das Wasser im Herzen Europas. „Die Klimakrise ist überall spürbar, auch in unseren Gewässern. Immer häufigere Extremwetterereignisse gefährden die Infrastruktur und sind ein ernsthaftes Risiko für die Biodiversität. Diesen Herausforderungen können wir nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung begegnen, in dem wir wissenschaftliche Erkenntnisse in die politische Praxis übersetzen. Mit der EU-Donauraumstrategie haben wir hier ein Best Practice Beispiel für diese Zusammenarbeit. Gemeinsam werden hier Szenarien und Konzepte für eine nachhaltige Strategie entwickelt, im Umgang mit Wasser und dem Wasserkreislauf – von den Gebirgen bis zum Donaudelta. Die Donau und ihre zahlreichen Äste zu schützen ist eine zentrale Aufgabe, damit sie weiterhin für Europa Lebensraum, Wasserversorgung und Transportweg bleibt“, betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bei ihrer Begrüßungsansprache.

Ein europäisches, weitsichtiges Wassermanagement soll widerstreitende Interessen ausgleichen und eine kontinuierliche Wasserversorgung für Mensch, Umwelt und Wirtschaft im gesamten Donauraum sicherstellen. Mehr als 115 Millionen Menschen und einzigartige Ökosysteme sind von Wassermanagement abhängig. „Der EU-Donauraumstrategie kommen hier wesentliche Aufgaben des Managements und der Konfliktvermeidung in Kooperation mit den Nationalstaaten und den internationalen Organisationen zu“, so Stefan Lütgenau von der Foster Europe Foundation, die gemeinsam mit der BOKU University und den Studierenden deren Doctoral School HR21 die Waters 2040 Tagung organisiert hat. „Direkt betroffene Interessengruppen, die Wissenschaft und die Zivilgesellschaft müssen an der Mitgestaltung künftiger Strategien beteiligt werden.“

Die Folgen des Klimawandels machen sich bereits deutlich bemerkbar, mit veränderten jährlichen und saisonalen Abflüssen, einschließlich Starkregenereignissen und Dürreperioden. Helmut Habersack, Leiter des Instituts für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der BOKU, erklärt: „Die Nutzer werden mit sich verändernden Wassermengen und -qualitäten konfrontiert sein. Häufigere und intensivere Überschwemmungen werden Lebensgrundlagen und Infrastrukturen beeinträchtigen. Die Trockenheit, verstärkt durch den Rückgang der Gletscher, wird sich auf die Landwirtschaft, die Schifffahrt und die Stromerzeugung aus Wasserkraft auswirken. Zudem wird der Tourismus von den veränderten lokalen hydrologischen Bedingungen beeinflusst werden. Dank der Fortschritte in Wissenschaft und Forschung können naturbasierte Lösungen für eine nachhaltige Wasserwirtschaft entwickelt werden, die die Nutzung und den Schutz von Fließgewässern, Seen und Grundwasser integrieren.“

Die ausgewählten Empfehlungen der Waters 2040-Expert*innenrunde zu

Extremereignisse und Klimawandel

  • Intensivierung des integrierten Hochwasser- und Dürrerisikomanagements

  • Verbesserung und Umsetzung raumplanerischer Regelungen zur Schadensbegrenzung, wo diese noch nicht bestehen

  • Priorisierung von naturnahen Lösungen gegenüber rein technischen Maßnahmen, von nicht-strukturellem Hochwasserschutz (Nutzungsanpassung) gegenüber strukturellem Hochwasserschutz (bauliche Maßnahmen)

  • Verbesserung des Wasserrückhalts und der Grundwasserneubildung durch Flussrenaturierung zur Verbesserung der Situation bei Hochwässern und in Dürreperioden

  • Schutz und Wiederherstellung von Überschwemmungsgebieten als Win-Win-Win-Maßnahme, um dem Rückgang der biologischen Vielfalt als auch dem Bodenverlust entgegenzuwirken und gleichzeitig das Hochwasser- und Dürrerisiko zu verringern

  • Aufbau von blau-grünen Infrastrukturen als Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel im städtischen Umfeld

Biodiversität und Wasserqualität

  • Umsetzung von naturnahen Lösungen in Einzugsgebieten und Flusslandschaften

  • Wiederherstellung von Lebensräumen und Wiederherstellung der ökologischen Vernetzung durch naturnahe Maßnahmen und technische Innovationen im gesamten Fließgewässernetz

  • Verringerung der Bodenerosion und des Nährstofftransports durch beste landwirtschaftliche Praktiken

  • Nutzung innovativer Überwachungskonzepte und In-situ-Beobachtungsstellen zur Entwicklung gezielter Bewirtschaftungsmaßnahmen für Oberflächen- und Grundwassersysteme

  • Implementierung integrativer Flussgebietsbewirtschaftungspläne und umfassender Maßnahmenprogramme

Energiewirtschaft und Schifffahrt

  • Umsetzung von Maßnahmen und Technologien (z.B. optimierte Wasserkrafttypen) zur Verbesserung der Wasserkraft und der Ökologie: Verringerung der Stauraumverlandung, Verbesserung der Sedimentkontinuität, Rückbau von Gewässerstrecken, Verringerung des Hochwasserrisikos, Erhöhung der Sicherheit der Anlagen, Verringerung der Auswirkungen von Restwasser oder Schwall/Sunk etc.

  • Erarbeitung neuer Ansätze zur Bewertung des nachhaltigen Wasserkraftpotenzials

  • Gewährleistung der Energiesicherheit im Zusammenhang mit Windenergie und Photovoltaik

  • Verbesserung der Fahrwasserbedingungen durch gemeinsame schifffahrtstechnische und ökologische Maßnahmen im gesamten Donauwasserstraßennetz

  • Weiterentwicklung der Wasserstraße Donau durch den Einsatz innovativer Buhnen, flexibler Infrastruktur, Flussinformationsdienste und Flussrenaturierung, wo immer möglich

  • Umsetzung von Maßnahmen zur Schadensbegrenzung, wie z.B. wellenschützende Strukturen, um die negativen Auswirkungen von schiffsbedingten Wellen auf aquatische Ökosysteme zu minimieren oder innovative Schiffstypen

Co-Creation, Co-Design und Citizen Science

  • Entwicklung von Co-Creation- und Co-Design-Methoden, die für die praktische, bereichsübergreifende Nutzung und Entscheidungsfindung anwendbar sind

  • Anwendung von Co-Creation- und Co-Design-Methoden bei allen größeren Projekten im Donauraum, um das Bewusstsein der Menschen zu schärfen, bessere Lösungen zu entwickeln und Akzeptanz zu erreichen

  • Schaffung und Bereitstellung von Citizen Science-Instrumenten für interessierte und betroffene Menschen entlang der Donau und ihrer Nebenflüsse, um Daten zu sammeln, Beteiligung zu erreichen und Verantwortung zu übernehmen

  • Verknüpfung technischer, natur- und sozialwissenschaftlicher Methoden, um die Möglichkeiten der Bürger*innenbeteiligung und deren Erfolg in Projekten zu verbessern

  • Förderung der Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen Akteuren aus den Bereichen Wasserkraft, Schifffahrt, Naturgefahrenmanagement und Landwirtschaft sowie Organisationen, die sich mit Naturschutz und Renaturierung befassen

Waters 2040 in die Tat umsetzen

Angesichts dieser Empfehlungen soll die EU-Donauraumstrategie (EUSDR) den bestehenden transnationalen Dialog mit der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau (IKSD), der Donaukommission und der Savakommission auf mehreren Ebenen und mit verschiedenen Interessenvertreter*innen vertiefen. Ziel ist es, einen Aktionsrahmen zu schaffen, der alle Umsetzungsebenen berücksichtigt. In den kommenden Jahren sollten Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft eng mit den Flusskommissionen und der EUSDR zusammenarbeiten, um Konzepte und naturbasierte Lösungen in Form eines "Donau-Renaturierungs-Aktionsplans" zu entwickeln. Dabei steht die Integration von Nutzung und Schutz im Vordergrund (zum Beispiel im Rahmen des Horizon Europe Mission Projekts DANUBE4all, siehe https://www.danube4allproject.eu/). Die Organisatoren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft bieten der EUSDR ihre guten Dienste zur Umsetzung dieser Empfehlungen an.

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